Duo Lagerfeld
Langsames Schiff
Wie auf einem „Langsamen Schiff“ fühlen sich derzeit sicher viele Kulturschaffende. Noch ist kein Land in Sicht und so richtet man sich halt notgedrungen ein – schreibt neue Musik oder nimmt gleich ein neues Album auf. Auch wenn viele der Songs vom neuen, nunmehr fünften Album „Langsames Schiff“ des Duos aus Vorlockdownzeiten stammen, passen sie doch wunderbar in diese sonderbare Zeit.
Und so findet man in ihnen die Sehnsucht nach Nähe („Wann werden wir uns treffen“) nach Weite („Das Meer“ – in einer seltenen Textübersetzung), nach Freiheit („Hand in Hand“) nach Verlässlichkeit („Du hast`n Freund in mir“) und Orientierung („Stern“). Denn mit dem richtigen Partner an Bord hält man auch all die Unsicherheiten aus.
Höchstens wundert man sich bei Joepgens neu ins Deutsche übertragene „One Note Samba“ über alle, die vermeintlich die Weisheit mit Löffeln gegessen haben und die Richtung genau zu kennen meinen („…manche Leute reden immerzu und haben dennoch nichts zu sagen…)
Songs wie „Candy“, „L-O-V-E“, oder eben auch das „Langsame Schiff“, Duo Lagerfelds deutsche Reggaeversion des eher unbekannten Jazz Kassikers „Slow Boat to China“, spiegeln die vom Duo Lagerfeld gewohnt verspielte Leichtigkeit und Klarheit wieder.
Denn vielleicht geht es genau darum, eine Reise ins Ungewisse aber mit einem Grundsound voller Lebensfreude.
Musik für einen langen Törn.
Stefan Lindenau – Kontrabass/Gesang
David Joepgen – Gitarre/Gesang
Duo Lagerfeld, Langsames Schiff, Fizz-Records FR 5852 © 2021
Duo Lagerfeld
Verstimmt
Was ist nur mit dem Duo Lagerfeld passiert? Zwei schwarze Balken rahmen das Frontcover ihres vierten Albums ein und es heißt auch noch „Verstimmt“! Midlifecrisis…. Depression? Dazu beginnt die CD eher getragen mit Duo Lagerfelds Version des Klassikers „The Good Life“. Joepgen hat den englischen Text nicht einfach nur ins Deutsche übertragen, seine Version („Das gute Leben“) ist vielschichtiger, melancholischer, entlarvender.
Und keine Angst! Das Album ist auf der Rückseite wieder so bunt und übergeschnappt wie wir es vom Duo Lagerfeld gewohnt sind und auch die Songs gewinnen allmählich wieder ihre verspielte Leichtigkeit und Klarheit. Über einen Spaziergang auf einer Frühlingswiese mit Bienensummen und Schmetterlingen („Ich mag dich“) geht die Reise weiter nach Südamerika. Jobims Überhit „Desafinado“ übersetzt das Duo zunächst genau mit „Verstimmt“, um dann aber den sozialkritischen Text des Originals auf eine sehr persönliche Ebene herunterzubrechen („…bitte schau mich nicht mit diesem Ausdruck an, du weißt genau, dass ich nicht besser singen kann…“). Als Gast spielt Valenthin Engel auf „Wave“ ein wunderschönes Solo auf dem Piano. Hannes Waders „Heute hier, morgen dort“ erklingt als Jazzballade. Für das swingende „Ich hab` Rhythmus“ (I got Rhythm) hat das Duo das wenig gehörte Originalintro ins Deutsche übertragen und der großartige Tom Liwa hat den Text zu „Meistens geil“ geschrieben. „Mit Dir“ („If I Had You“) singt das Duo Lagerfeld durchgängig zweistimmig und wechselt virtuos zwischen Hauptstimme und Begleitung. Dazu gibt es noch Funny Van Dannens „Arbeitsplatz“ als Midtempo-Swing-Nummer und die exzentrische, hedonistische Hymne „Ich Will“ („Je Veux“), bevor mit „Ich fall immer wieder auf dich rein“ die CD sanft ausklingt.
Was bleibt? Ein Lächeln und Lust auf mehr.
Stefan Lindenau – Kontrabass/Gesang
David Joepgen – Gitarre/Gesang)
Duo Lagerfeld, Verstimmt, Fizz-Records FR 5846 © 2017
Duo Lagerfeld
Sommer Samba
Mit ihrer dritten CD „Sommer Samba“ bleibt das Duo Lagerfeld seiner alten Linie treu: alte Jazzklassiker als Popsongs mit neuen, eigenen deutschen Texten wechseln sich mit Eigenkompositionen ab.
So wird etwa der Broadway Klassiker „I can`t give you anything but love“ inhaltlich auf den Kopf gestellt, wenn Stefan Lindenau singt: „Du kannst von mir alles haben – alles außer meiner Liebe“.
Dazwischen gibt es eine aktuelle Coverversion von Marterias „2Finger an den Kopf“ – und zum Finale ein Matt Bianco -Klassiker aus den 80er Jahren: „Die Familie / Half a minute“.
Das Spezielle an Lagerfelds Interpretationen ist bei Sommer Samba wie auch schon auf den ersten beiden CDs, wie einfach und leicht die Lieder wirken.
Live wie auf CD sind die Arrangements sparsam und reduziert auf Kontrabass, akustische Gitarre und bieten darüber viel Raum für zweistimmigen Gesang.
Jazz & Swing auf Deutsch ist die Kurzformel vom Duo Lagerfeld. Hier hat selbst ein Klassiker wie Papiermond (org. „It´s only a Papermoon“) mit einem langsamen 2/4 Takt und einem Posaunensolo Tanzcharakter.
Liebe und Leid, Humor und Tragik liegen in den Texten dicht beieinander, es sind Beschreibungen von kleinen Bewegungen und Beobachtungen des Alltags.
Musik für einen immerwährenden Sommer!
Stefan Lindenau – Kontrabass/Gesang
David Joepgen – Gitarre/Gesang)
Duo Lagerfeld, Sommer Samba, Fizz-Records FR 5832 © 2014
Duo Lagerfeld
Gezeiten
Jazz oder Chanson? Deutschsprachiger Swing oder „easy listening“? In eine einzige Schublade lässt sich das Heidelberger Duo Lagerfeld nicht so einfach stecken. David Joepgen und Stefan Lindeau präsentieren auf ihrem Debutalbum neben eigenen Songs Klassiker der Jazz und Popgeschichte mit deutschen Texten und pflegen ihren eigenen Stil.
So erklingt der „Goldene Reiter“ als reduziert swingende Bossanummer und Rio Reisers „Junimond“ wird in guter alter American Songbook-Tradition als Jazzstandart harmonisiert. Virtuos und erfrischend leicht konzentrieren sie die Arrangements auf die wesentlichen Elemente. Lindenau und Joepgen arbeiten nur mit Kontrabass, Gitarre und zwei Stimmen – und bei diesem Purismus gelingt es ihnen vortrefflich die wenigen Elemente optimal zu kombinieren. Diese Sparsamkeit entfaltet einen eigenen Zauber. So etwa in Joepgens Song „die Sonne“, eine als Ballade im Reggae-Rhythmus gesungene Hommage an das Leben; gerade die Pausen und die Momente der Stille ermöglichen das Durchscheinen einer besonderen Spannung. Man meint sie tatsächlich zu spüren – wärmende Strahlen und reine Luft.
Der Soundtrack zu einem endlosen Strandurlaub!
Stefan Lindenau – Kontrabass/Gesang
David Joepgen – Gitarre/Gesang)
Duo Lagerfeld, Gezeiten, Fizz-Records FR 5833 © 2013
Duo Lagerfeld
Junge aus Heidelberg
„Alte Kleider in neuem Gewand“ heißt das Motto dieses Heidelberger Duos, das berühmte Jazzstandards mit ins deutsche übertragenen Texten zu kleinen Chansons entkernt. Gitarre, Kontrabass und zwei anheimelnde Stimmen präsentieren hier klassische Songs in einem überraschend schlichten und schlanken wie extravaganten Erscheinungsbild.
Manchmal orientieren sich die deutschen Texte tatsächlich an den Originalgeschichten. „Tag und Nacht“ („Night and Day“), oder „So hoch die Sterne“ („How high the Moon“) sind freie Adaptionen der Originalsongs. Manchmal wird der Inhalt aber geradezu ins Gegenteil verkehrt oder umgewandelt. So wird aus dem „Girl from Ipanema“ der „Junge aus Heidelberg“, der mit einem Augenzwinkern und leicht ironischem Ton Heidelbergs Reinlichkeit und seine Anziehungskraft auf Touristen besingt. Der Police Hit „Roxanne“ wird in „Nadine“ auf sehr unterhaltsame Weise auseinandergenommen. Und die Griechische Reggaehymne eines alten Weggefährten wird in Lagerfelds Version „Grieche zu sein“ zu einer fröhlichen Hommage an dieses Land.
Diese Adaptionen berühmter Songs verbinden sich dabei auf natürliche Art und Weise mit den Eigenkompositionen des Duos. Dabei sind die Arrangements sparsam und reduziert. Nur ein einziges Mal gesellt sich ein zartes Geigenspiel zu Kontrabass und akustischer Gitarre. Ihr einzigartiger Stil scheint dabei fast nebenbei entstanden zu sein, die ursprüngliche Songform, die bunten Cover, die Texte mit Worten die man im Sprachgebrauch nicht unbedingt findet. Frische und Leichtigkeit wirken aber nur dann, wenn sie authentisch sind – und das ist bei Lagerfeld der Fall. „Wir haben vor allem einfach einen Riesenspaß an der Sache und nehmen uns selbst auch nicht bierernst“. Musik für einen ewigen Frühling!
Stefan Lindenau – Kontrabass/Gesang
David Joepgen – Gitarre/Gesang)
Duo Lagerfeld, Junge aus Heidelberg, Fizz-Records FR 5829 © 2013
www.lagerfeld-musik.de